Persephone - Letters to a Stranger |
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Metalspheres Info-Box |
Genre |
Klassik / Pop / Avantgarde |
Label | Curzweyhl / Rough Trade |
Rezensent |
Volker |
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Da schau her, das Fräulein Kraushofer! Ich wusste gar nicht, dass die L'Âme Immortelle Chanteuse schon seit einigen Jahren ein weiteres Projekt betreibt, das doch wesentliche Unterschiede zu ihrem zentralen Beschäftigungsfeld aufweist. Persephone fundiert im Wesentlichen auf der Zusammenarbeit von Sonja Kraushofer mit dem Cellisten Martin Höfert (Janus), der für die Arrangements der überwiegend klassisch geprägten Musik verantwortlich ist. Auf dem immerhin schon vierten Album „Letters to a Stranger“ werden beide durch Holger Wilhelmi (Cello), Johannes Kramer (Kontrabass, Cello), John Abdelsayd (Percussion) und last but not least das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode unterstützt. Zu dieser aufwändigen Herangehensweise passt die ausgesprochen detailverliebte Aufmachung der CD, die in einer von Joachim Luetke (der bereits für Bands wie Dimmu Borgir und Marilyn Manson tätig war) sehr ästhetisch gestalteten Pappbox erscheint, in der zu jedem Stück ein einzelnes Textblatt beiliegt. „Letters to a Stranger“ eben, in diesem Fall an den noch zu erobernden Hörer.
Doch nun näher zur Musik, die trotz präsenter Melancholie nur stellenweise mit den Gothic-Wurzeln von Kraushofer und Höfert in direkter Verbindung steht. Es sind eher Klassik, Chanson und Pop, um die sich die Stücke von Persephone ranken, wobei eine sanfte Melange aus Streichinstrumenten, Piano und Sonja Kraushofers Stimme weite Teile des Albums prägt. „Strange“, „Fateful“ oder „Untitled“ sind solche schön anzuhörenden Stücke, die den Hörer anmutig umstreifen, aber nicht voll in ihren Bann zu ziehen verstehen. Dies übernehmen dafür die extravaganteren Stücke, allen voran „Mean“, das im Tangorhythmus mit wuchtiger Klassik und charmanten Chanson-Anklängen etwas an Ataraxias beachtliches „Paris Spleen“ Album erinnert und ebenso tiefere Rückschlüsse auf das Potential Persephones wie eine bisher nie gehörte Extrovertiertheit in Sonja Kraushofers Vokalperformance bietet. Ein faszinierendes Stück auf das zuvor schon das sehr verspielte „Wishful“ hingewiesen hatte, eine sehr eigentümliche Fusion aus Klassik und TripHop. Daran knüpft wiederum das überdies leicht jazzige und mit sehr dominanten Percussion-Elementen versehene „Buried“ an, dessen Stimmung angenehme Gedanken an das Antimatter-Debut „Saviour“ weckt. Das abschliessende, mit diffusen verzerrten Gitarren und bleischwerer, metal-orientierter Rhythmusarbeit versehene „Merciless“ wirkt dagegen etwas konventioneller, sorgt aber auch noch einmal für eine ganz unerwartete Wendung.
So wird aus „Letters to a Stranger“ letztlich ein künstlerisch interessantes Album, das in Sachen musikalischer Tiefe und kreativer Impulse eher noch an Janus als an L'Âme Immortelle erinnert. Eine offensichtliche Zielgruppe dafür würde mir nicht einfallen, aber das ist für eigensinnige Musik ja bekanntlich eher ein Qualitätssiegel.
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