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Esoteric - Subconscious Dissolution into the Continuum
Metalspheres Info-Box

Genre

Expressionistisch beeinflusster Progressive Doom Metal

Label

Season of Mist

Rezensent

Doomson

Gerade der Doom Metal Sektor zeigt immer wieder, dass es auch heute noch Musiker gibt, die mit Innovationen aufwarten und eine angenehme Eigenst�ndigkeit an den Tag legen. Denn neben den inzwischen zahlreich vorhandenen Death Doom Truppen, die sich doch sehr deutlich an den zu Recht Gro�en und Einflussreichen wie My Dying Bride oder alten Anathema orientieren, oder auch den unz�hligen epischen Candlemass-Kopien tauchen immer wieder Bands aus der Versenkung auf, deren Stil man so noch nirgends geh�rt hat oder die zumindest vorhandene Stilrichtungen stark auffrischen; Beispiele hierf�r sind unter Anderem Ningizzia, Poema Arcanvs oder auch Morgion, die zwar bekannte und relativ zug�ngliche Elemente zum Einsatz bringen, diese jedoch sehr souver�n und in ungew�hnlicher Weise umsetzen und miteinander verkn�pfen.
Nun verblassen aber auch deren Innovationen im Wust des Gew�hnlichen, sobald man einmal die Jungs von Esoteric geh�rt hat, denen man kaum noch glauben mag dass sie menschliche Wesen sind. Was diese britische Ausnahmeband, welche schon seit den fr�hen 90er Jahren im Underground aktiv ist, auf ihre Silberlinge bannt, kann nur als revolution�re Erschaffung einer neuen Stilrichtung bezeichnet werden. Selbst Funeral Doom Bands wie die Kultstatus genie�enden Skepticism aus Finnland, welche von vielen wom�glich als die nihilistischsten und hoffnungslosesten Zeitgenossen angesehen werden, m�ssen sich angesichts dieser pechschwarzen und unglaublich faszinierenden, doch auch ebenso schwer fassbaren Musik vor Esoteric verneigen. Und nun, nach monatelanger Einverleibung des Materials, f�hle ich mich endlich mehr oder weniger imstande, eine Rezension zu Esoteric?s neuestem Werk "Subconscious Dissoultion into the Continuum" zu verfassen.
Wir haben hier etwas, f�r das es weltweit keinen Vergleich und auch keine passenden beschreibenden Worte zu geben scheint. Ihre Einordnung in den weit gef�cherten Doom Metal Bereich verdanken Esoteric ihrer meist kompromisslos langsam-schleppenden Gangart und der ebenso f�r Doom typischen D�sternis, welche hier jedoch in ein ungeahntes Extrem getrieben wird. Ansonsten hat der Stil dieser Band wenig mit den g�ngigen Doom Metal Unterkategorien, repr�sentiert durch My Dying Bride, Candlemass, Skepticism und Konsorten, gemein.
Das Besondere an dieser Musik lie�e sich vielleicht als �bertragung expressionistischer Musikideale auf Doom Metal beschreiben. Hermann Bahr schrieb: "Wir leben ja nicht mehr, wir werden gelebt... Niemals war eine Zeit von solchem Entsetzen gesch�ttelt, von solchem Todesgrauen. Die ganze Zeit wird ein einziger Notschrei, auch die Kunst schreit mit. Sie schreit nach dem Geist: das ist der Expressionismus!" Zwar leben wir heute in einer anderen Zeit als die Menschen zur Jahrhundertwende, doch diese zeitgen�ssischen K�nstler ? und sie verdienen diese Bezeichnung definitiv ? vertonen in ihrer Musik tats�chlich nichts als einen einzigen Notschrei, die pure Verzweiflung, nicht jedoch das Todesgrauen, sondern vielmehr die Todessehnsucht im Angesicht des Grauens, welches das Leben auf dieser Welt pr�gt und diejenigen, die nicht blind sind, an den Rand des Wahnsinns treibt.
So werden sich depressive Seelen in dieser Musik repr�sentiert und verstanden sehen und die Augen schlie�end mit der ganzen Seele all das aufsaugen, was rein akustisch so schwer fassbar ist, aber atmosph�risch die Inhalte perfekt wiedergibt, wenn es in "The Blood Of The Eyes" hei�t: "I have not seen myself for ages, this empty shell cares no longer for life." �hnlich kompromisslos klingt der Text von "Grey Day": "Such a need to explode. For this time ticks slowly, through this, the greyest of all days. Waiting for now to become then." Versuche dir vorzustellen, wie diese Stimmung vertont klingt, und du wei�t, wie Esoteric klingen, denn akkurater l�sst sich diese unfreiwillig abgrundtief negative Gef�hlswelt nicht umsetzen! Offen gestanden kann man sich den Sound dieser Leidenden jedoch nur schwer vorstellen und man sollte ihn stattdessen selbst erlebt haben.
Dennoch versuche ich mich an einer groben Beschreibung. Zun�chst einmal kommt eine rein objektiv betrachtet normale Metal-Instrumentierung zum Einsatz, wobei die Band jedoch unter Beweis stellt, dass diese auch v�llig anders als sonst �blich klingen kann. Ungew�hnlich und auff�llig ist aber, dass an diesem Album drei Gitarristen und zwei Bassisten mitgewirkt haben ? und das h�rt man, denn anders k�nnte ein derart bemerkenswert tiefer und schwer greifbarer Sound kaum erzeugt werden, wobei aber auch einige subtile elektronische Effektspielereien daran mitwirken.
Normales Riffing kommt hier eher selten zum Einsatz; vielmehr bauen Esoteric mit mehreren �bereinander gelegten Gitarrenspuren schwer durchschaubare Klangw�nde auf, die nur noch stellenweise erlauben, dass man von melodischer Musik sprechen kann. Selbst die etablierten Harmonien werden bei Esoteric nicht selten �ber den Haufen geworfen, �hnlich wie bei expressionistischen Komponisten wie Sch�nberg, die bewusst auf Wohlklang und Melodie verzichteten. Manche Akkorde lassen sich kaum als ein bestimmter Ton definieren, Tonfolgen sind teilweise f�r das an Harmonie gew�hnte Ohr sehr ungewohnt, dabei jedoch nie so dissonant, dass nicht noch eine deutliche ? durchweg absolut finstere ? Atmosph�re erzeugt w�rde, die den H�rer schlichtweg gefangen nimmt und ihn tief in die Musik eintauchen l�sst.
Die Vocals von Greg Chandler stehen diesmal dank der Produktion st�rker im Vordergrund als beim Vorg�ngeralbum "Metamorphogenesis" und k�nnen so auch ihre Brutalit�t und pure Verzweiflung viel deutlicher und akzentuierter vermitteln. Es wird nicht eine Note auf dieser Scheibe klar gesungen oder gesprochen; die Vocals sind stark verzerrt und zugegeben wirklich gew�hnungsbed�rftig, aber von der ersten Minute an mitrei�end und faszinierend. Denn die tiefen bis sehr tiefen Grunts, die zun�chst zum Einsatz kommen, klingen ungewohnt harsch und unangenehm und sie steigern sich an manchen Stellen zu extremen Schreien, die vollkommen herzzerrei�end sind und jeden eventuell gesetzten Grundstein von Hoffnung und Existenz mit geballter Aggression zertr�mmern.
Sie sind dabei derart hoch und kompromisslos verzerrt, dass es schwer f�llt, sie mit irgend etwas Menschlichem zu vergleichen. Sie k�nnen einen geradezu fertig machen. Beim H�ren erwischt man sich dabei, wie man sein Gesicht fast krampfhaft einen schmerzverzerrten Ausdruck annehmen l�sst und die F�uste mitleidend ballt, w�hrend hei�e Tr�nen der seit Jahren aufgestauten negativen Energien gegen die Augenlider dr�cken und doch nicht geweint werden k�nnen, weil dies einer Befreiung nahe k�me, wo es doch aus dieser Gef�hlslage kein Entrinnen gibt. "And what? What fucking tale to tell now? Of tears uncried?"
In der durchweg sehr langsamen Rhythmik, die keine Geschwindigkeitsausbr�che mehr enth�lt wie noch der Opener "Dissident" auf dem Vorg�ngeralbum, werden nicht ausschlie�lich die gewohnten Vierviertel- und Sechsachtel-Takte verwendet; gerade in den �berg�ngen kommen teils anfangs schwer nachvollziehbare Takte zum Einsatz, die dem ganzen einen durchaus progressiven Touch verleihen. Taktart und Geschwindigkeit k�nnen au�erdem auch mehrmals innerhalb eines Songs wechseln.
Au�erdem l�sst sich bei den St�cken keine �bergeordnete Struktur erkennen und jeden Ansatz von Eing�ngigkeit sucht man vergebens; anfangs wirkt alles wie ein nihilistisches und an klaustrophobisch-paranoiden Wahnsinn erinnerndes Chaos, ganz dem textlichen Inhalt und wom�glich auch den Seelen der Zielgruppe entsprechend. Somit ist diese Musik unglaublich schwer zug�nglich und erfordert ein hohes Ma� an Hingabe und Geduld, um ihre Wirkung zu entfalten. Nach eingehendem H�ren stellt sich aber schlie�lich heraus, dass es sich nicht um reines Chaos handelt, sondern um einen Prozess; die drei Hauptsongs, denen noch ein kurzes ambientartiges Instrumental folgt und von denen der k�rzeste 12:36 Minuten lang ist, durchlaufen eine stete Entwicklung und bilden sich von der ersten Minute bis zur letzten aus sich selbst heraus, versuchen, auf einen klimaxartigen Bezugspunkt hinzuarbeiten, und fallen schlie�lich am Ende in einem unglaublich weit und hoffnungslos ausgespielten Abklang der langsamsten Art in sich zusammen, ohne jemals an ein Ziel wie etwa einen Refrain, eine eing�ngige Melodie oder einen Hoffnungsschimmer gelangt zu sein.
Warum diese �berschw�ngliche Beschreibung, wird sich mancher fragen. Was ich zum Ausdruck bringen will ist, dass wir es hier mit wirklicher Kunst zu tun haben, denn die Textaussage wird derart akkurat in der Musik verarbeitet wie es selten geschieht. Auch der Sprecher in den Lyrics erleidet endlose Qualen der Einsamkeit und sinnlosen Existenz, er durchl�uft einen Prozess der Reflexion in dem er sich im Kreise dreht, und am Ende eines Textes ist er kein St�ck weiter als am Anfang und k�nnte ewig weiter seine Verzweiflung artikulieren, ohne sich damit jemals selbst aus diesem tiefsten Loch der Depression herauszuhelfen und zu produktiven Ergebnissen zu gelangen. So verlassen ihn am Ende Kr�fte und das letzte bisschen Motivation gleichsam und er bricht in purer Resignation in sich zusammen, er l�sst den Kopf in die H�nde sinken, wie es ein Bild im Booklet gegen�ber vom Text zu "Grey Day" zeigt.
Wer aufmerksam gelesen hat, wird die Parallelen zu meiner Beschreibung der Songstrukturen erkannt haben und vielleicht nachvollziehen k�nnen weshalb der Inhalt meiner Meinung nach perfekt mit der Musik korrespondiert. Gerade in "Grey Day" ist dies besonders ausgepr�gt; wenn man nicht extrem aufmerksam zuh�rt, ist teilweise kaum noch eine Entwicklung auszumachen, das Lied ist kompromisslos langsam und enth�lt im Gegensatz zu den anderen beiden Songs keinerlei ansatzweise Bezugspunkte wie melodischere Passagen oder klar erkennbare Riffs. So wird die Textbeschreibung ? das Durchleben eines endlos langen, tr�ben, grauen Tages ohne Entkommen aus der Einsamkeit ? derart akkurat musikalisch dargestellt, dass man uneingeschr�nkt mitf�hlen kann, vorausgesetzt man kennt �hnliche Gef�hle.
Dies alles zeigt auch, dass Esoteric nicht mehr allein nach �sthetischen Gesichtspunkten beurteilt werden d�rfen (denn kann man diese vertonte Hoffnungslosigkeit, die genau wie das Leben depressiver Menschen keine H�hepunkte der Erleuchung oder des Gl�cks enth�lt, als �sthetisch bezeichnen?) und liefert endlich die Begr�ndung, warum ich diese Musiker f�r wahre K�nstler halte. Esoteric machen nur noch sehr bedingt "sch�ne" Musik, viel mehr jedoch erschaffen sie ein sehr tiefgr�ndiges, anspruchsvolles Werk mit einer klaren Aussage und einem Zweck, der �ber blo�es �sthetisches Gefallen hinausgeht. "Subconscious Dissolution into the Continuum" ist weder ein Album zum Mitsingen noch zum Mitbangen; dies ist ein Album zum Mitf�hlen.
Nach dem er�ffnenden "Morphia", welches bis ins Mark ein extrem doomiger Esoteric-Song ist und dessen Titel man als Synonym f�r Finsternis in den Duden aufnehmen k�nnte, erschrickt man unweigerlich beim ersten H�ren, denn "The Blood Of The Eyes" beginnt v�llig unerwartet mit einem melodischen (!) Keyboard-Intro. �hnlich wie "The Secret of the Secret" auf dem Vorg�ngeralbum, so ist auch hier der zweite Song weitaus melodischer als die anderen, aber immer noch eindeutig als Esoteric zu erkennen, nicht zuletzt durch die absolut einzigartigen Klangw�nde und endlos weit ausgespielten Melodien. Zumal der Song dann sp�ter in ein zwar langsames, aber unglaublich aggressives und vernichtendes Riff ausbricht, das der traurigen bis melancholischen Melodik, die ihm vorausging, beinahe spottet und jeden Ansatz von Harmonie wieder zerst�rt. So sind Esoteric ? destruktiv, hoffnungslos, lebensfeindlich, in keiner Hinsicht besch�nigend; schlichtweg realistisch, zumindest meiner Ansicht nach.
Dies ist Musik, die von Herzen kommt, auch wenn manch einer mich wegen dieser Aussage wom�glich f�r krank erkl�ren und die Musik als reinen Krach bezeichnen w�rde. Alle Unwissenden, denen die Essenz dieses Kunstwerkes nicht aufgehen kann, sollen ihre rosarote Brille auflassen. Ich pers�nlich habe in dieser Band Repr�sentanten meines eigenen Weltbildes gefunden und lese wie h�re meine eigene Seele aus jedem einzelnen Wort und jeder einzelnen Note. Musik, die auf dieser Ebene intensiver ist als Esoteric und mich mehr ber�hren kann, ist mir noch nicht begegnet, muss vermutlich auch erst noch erfunden werden. Diese Band ist absolut bahnbrechend und k�nnte beinahe verg�ttert werden. Aber jetzt wird es wirklich zu pathetisch.
Wem also eine dunkle Seele innewohnt und wer sich in seiner eigenen Negativit�t unverstanden und allein f�hlt, der findet mit dieser und den anderen CDs dieser Band (wobei mir die ersten beiden Alben, welche sogar aufgrund ihrer �berl�nge Doppel-CDs sind, leider noch unbekannt sind) neue Freunde und einen hypothetischen Ort, an den er sich in seinen einsamsten Stunden zur�ckziehen kann. Und auch wer noch ein wenig Optimismus und Lebensfreude �brig hat, sollte sich von diesen Beschreibungen nicht abschrecken lassen, denn Esoteric sind f�r jeden offenherzigen Musikliebhaber mehr als einen Blick wert: Etwas vergleichbares hat noch keiner von euch geh�rt. Garantiert!



   
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