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Wer die Isländer Sólstafir schon abgeschrieben hatte, wurde Anfang diesen Jahres ganz schön abgestraft. Mit einem monumentalen Epos kamen die Jungs um die Ecke, welches sie mit einem Schlag in den Olymp der epischen Metalbands hievte. Da die Band trotzdem immer noch ein Geheimtipp ist, war es wirklich höchste Zeit einmal nachzufragen, wie es sich als Metalhead so in Island lebt und wie man es geschafft hat, nach Jahren in der Versenkung mit so einem Hammer wiederzukehren. Dabei beantworteten mir Aðalbjörn und Guðmundur nicht nur Fragen zu ihrer Musik, wir diskutierten auch über die alte heidnische Religion und die isländische Natur. Dann bekam ich auch noch Nachhilfeunterricht bezüglich der isländischen Gourmet-Küche. Wenn ihr wissen wollt, was man mit Widderhoden so alles anstellen kann, dann lest einfach weiter, was die gut gelaunten Bandmitglieder zu berichten hatten!




Frohes neues Jahr! Danke, dass ihr euch die Zeit für ein Interview genommen habt. Also Weihnachten wäre ja überstanden, wie hat euch denn euer Kaest Skata gemundet? (Eine amüsant zu lesende Abhandlung über diese "Delikatesse? könnt ihr im Artikel http://www.mare.de/mare/hefte/kombuese.php?id=863&&heftnummer=47 der Zeitschrift Mare finden)

Aðalbjörn: (lacht) Kaest Skata, oh nein, das ist nicht mein Ding, und glücklicherweise steht auch mein Vater nicht drauf, daher kocht es bei uns keiner an den Feiertagen.
Guðmundur: (lacht) Woher kennst du dieses geheime isländische Gourmet-Gericht? Schonmal probiert?

Euer erstes Demo erschien 1995, trotzdem bewerben Spikefarm Records "Masterpiece of Bitterness? als euer Debut Album? In eurer Biografie ist zu lesen, dass ihr von dem Label welches den Vorgänger "Í Blóði og Anda" herausbrachte im Stich gelassen wurdet. Erzählt doch mal was damals passiert ist und was ihr in der Zwischenzeit so gemacht habt. Ist die Bitterkeit im Albumtitel auch in diesem Zusammenhang zu sehen?

Aðalbjörn: Das mit dem Debut-Album ist nur ein Missverständnis. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen es auf ihrer Internetseite verbessern, da ich immer wieder danach gefragt werde. Wir haben die Mini-CD "Til Valhallar? auf View Beyond Rec. 1996 herausgebracht. Dann haben wir 1999 einen Vertrag mit Ars Metalli abgeschlossen, die dann nach einigen Verzögerungen 2002 "In Blood and Spirit? (í Blóði og Anda?) veröffentlichten. Kurz danach verschwand das Label wegen finanziellen Problemen in der Versenkung. Wir hatten bis dahin schon einiges an neuem Material und nahmen fünf Songs für "Black Death: The EP? auf, die dann von Ketzer Rec./Neodawn Prod. herausgebracht wurde. Allerdings haben es nur drei der Songs auf die 7? geschafft. Anfang 2003 haben wir dann angefangen Songs für ein Album zu schreiben, von dem wir keinen blassen Schimmer hatten, wann es herauskommen und wer es releasen würde. Während dieser Phase, bis wir dann im März '04 mit den ersten Aufnahmen angefangen haben, hatten wir eine harte Zeit. Kein Label, kein Support, kein Interesse, keine guten Auftritte und eine schlechte Moral in der Band. Wir waren kurz davor einfach alles hinzuschmeißen. Also war der Prozess des Songschreibens keine besonders tolle Zeit. Aber um da durch zu kommen und etwas Freude an der Sache zu haben, haben wir einfach gute Musik geschrieben und uns für jeden einzelnen Song sehr viel Zeit genommen. Hätten wir dabei einen "schlechten? Song geschrieben, an dem wir drei Monate gesessen hätten, wäre ich allerdings wirklich abgehauen.

Seid ihr nicht ein wenig enttäuscht, dass stilistisch ähnliche Bands wie Enslaved oder Primordial mittlerweile ziemlich bekannt sind, ihr hingegen aber immer noch eine Art Insider-Tipp seid, und das alles mehr oder weniger wegen Labelproblemen?

Aðalbjörn: Nein, überhaupt nicht. Diese Bands bringen seit Jahren Alben auf Labels derselben Größenordnung wie Spikefarm heraus. Sie verdienen, was sie erreicht haben. Auf der anderen Seite haben wir gerade zum ersten Mal ein Album draußen, welches eine größere Aufmerksamkeit bekommt und auch unser Stil hat sich stark in eine ganz eigene Richtung weiterentwickelt. Ich würde sagen, dass wir musikalisch jetzt sehr stark sind. Ich würde "Masterpiece..." niemals gegen ein anderes Album, das in letzter Zeit herauskam, eintauschen wollen (im Sinne davon, es als Musiker geschaffen zu haben). Ich denke, es ist das beste Album, das seit Jahren erschienen ist. Würde ich das nicht denken, und irgendeine andere Band oder irgendein anderes Album besser finden, würde ich auch anfangen, diese Art von Musik zu spielen, denn ich will nur Musik schreiben und aufnehmen, die ich wirklich liebe.

Fühlst du, dass "Masterpiece of Bitterness" ein Neubeginn für die Band ist? Ich würde sagen insbesondere der Gesangsstil hat die größten Änderungen erfahren. Du hast die heiseren Black Metal Vocals eingetauscht gegen eine klarere, aber fast noch verzweifelter klingende Stimme mit Anleihen beim Rock-Gesang. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Aðalbjörn: Nun, es ist sicherlich eine Art neue Ära für die Band, die Sachen wurden alle für zwei Gitarren geschrieben und wir haben sie zig mal Teil für Teil live gespielt, bevor wir mit den Aufnahmen angefangen haben. Das war das erste Mal, dass wir nah herankamen eine richtige Live-Band zu sein, was wir zuvor nicht wirklich waren. Als wir "I, Myself The Visionary Head" schrieben versuchte ich ein paar Vocals zu singen, das Kreischen passte aber einfach nicht zu den Akkorden. Ich hatte es schon mal mit "zerrütteten" klaren Vocals versucht, und zwar auf dem Black Death Outtake-Song "Scars Of Self Hatred" und das klang ziemlich interessant, also war das Schreien entlang der Tonart die richtige Lösung. Und so ging es dann weiter und weiter; es passte einfach viel besser zu den Songs die uns einfielen; außerdem empfand ich es auch mehr als eine Herausforderung richtige Gesangslinien zu schreiben, sozusagen das Sahnehäubchen oben drauf.

Wie würdet ihr selbst die Unterschiede bzw. Verbesserungen zu "Í Blóði og Anda" beschreiben?

Aðalbjörn: Einen Unterschied habe ich bereits genannt, alles wurde für zwei, manchmal auch drei Gitarren geschrieben. Auch die Basslinien spielen nun eine viel größere Rolle, wir brauchten einen guten Unterbau für die ganzen verhallten Melodien. Auf der anderen Seite ist aber auch vieles ähnlich. Das ganze ist hauptsächlich von mir geschrieben worden und dann bei den Proben von uns allen gemeinsam arrangiert. Da gibt?s die eher aggressiven Sachen und das atmosphärische Material; der größte Unterschied dabei ist, dass wir die langsamen Sachen auf "Í Blóði og Anda" komplett in die zweite Hälfte gepackt haben. Diesmal fließt alles mehr auf und ab.

Ihr hattet schon immer eine Vorliebe für längere Songs, diese stechen auch auf MoB hervor, wie ich finde. Was ich interessant fand war, dass ihr keine Hemmungen habt, bestimmte Parts ins Extrem auszudehnen. Ich beschrieb in meinem Review, den scheinbar endlosen Mittelteil von "I, Myself The Visionary Head" als eine Erfahrung, die einem Drogentrip ähnlich ist. Wolltet ihr so ein Feeling bewusst erzeugen?

Aðalbjörn: Das ist eine schöne Idee, es "nahe einem Drogentrip" zu beschreiben. Aber nein, ich würde nicht sagen, dass das ein bewusstes Vorhaben war, es fühlte sich einfach richtig an, den Part wirklich lang zu machen. Wäre er nur drei Minuten lang, ich denke es würde sich einfach nicht mehr genauso anfühlen. Und ich meine auch nicht besser. Wir haben uns allerdings auch gefragt, ob der Song vielleicht doch zu lang ist. Dann fiel uns aber auf, dass es viele Songs anderer Künstler gibt, die wir toll finden, die einen langen Mittelpart haben, der meist das Highlight des Songs ist. Bei vielen ist uns dieser Teil dann immer zu kurz, da wir ihn so mögen, dass wir ihm ewig zuhören könnten. Also dachten wir uns, wir machen es bei unseren Songs auf unsere Weise. Manchmal spielen wir den Part sogar noch länger. Wir haben eine 25-minütige Version des Songs live gespielt, manchmal dann auch nur zwölf bis vierzehn Minuten, das hängt immer vom jeweiligen Feeling ab.

"The Ritual of Fire" ist ein wunderschöner Song. Wie kamt ihr zu solch einer traumhaften Melodie? Erzähl uns doch etwas über die Lyrics zu diesem Track, was ist die Bedeutung dieses "Rituals"?

Aðalbjörn: Es geht in dem Song um einen bestimmten Gemütszustand, eigentlich eher persönliche Dinge. Die Melodie ist uns einfach zugeflogen, wie so viele Dinge auf diesem Album. Dies war der letzte Songs den wir aufgenommen haben (ausgenommen Náttfari). Dieser Song ist mittlerweile sogar noch etwas besser geworden, denn wenn wir ihn live spielen variieren wir ihn etwas. Der lange Teil in der Mitte hat ein paar dynamische Variationen, genauso das Ende. Wir haben nach den Aufnahmen diesen Song sehr oft live gespielt, er war für über ein Jahr als Abschlusssong auf unserer Setlist und wir haben ein paar winzige Veränderungen eingebaut, um ihn etwas livetauglicher zu machen. Wir haben gerade darüber gesprochen, ob wir nicht eine Live-Version von dem Song aufnehmen sollten.

Wie wichtig ist euch das "epische" Feeling in euren Songs? Mir kam es so vor, als hättet ihr euch ein ganzes Stück in diese Richtung entwickelt?

Aðalbjörn: Ich denke, die Epik war schon immer da, jetzt ist sie nur etwas breitwandiger. Die Entwicklung ist etwas, dass uns schon immer verfolgt hat und letztes Jahr fühlten wir uns einfach wohler, wenn wir eher atmosphärische Musik komponierten. Besonders seitdem wir mehr zu einer Liveband geworden sind mit dieser neuen "größeren" Musik. Es ist eine große Herausforderung große, epische Songs zu schreiben und sie dann live mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug zu spielen, wenn du auf der anderen Seite im Studio 45 Kanäle zur Verfügung hast.

Auf dem neuen Album bemerkt man mehr eure Rock-Roots. Was sind denn eure Favoriten in diesem Bereich?

Aðalbjörn: Thin Lizzy, AC/DC (Bon Ära), Ted Nugent, Judas Priest, Deep Purple, Motörhead, Kiss, Alice in Chains, Guns´N Roses, Uriah Heep, Hendrix, The Beatles, The Hellacopters, Kyuss?etc..
Guðmundur: Ich stehe nicht so sehr auf das Old School Zeug wie Aðalbjörn und Sæþór, aber ich mag einige Rockbands wie z.B. Dozer, Mustasch, Alice in Chains, Orange Goblin und dann doch ein paar Oldschooler wie Black Sabbath und Hawkwind.


Auf euren Promotion-Bildern seht ihr nicht gerade wie eine Band aus, die sich viel um ein klischeehaftes Image schert. Wie wichtig sind denn Klischees eurer Meinung nach für eine Metalband? Sehr ihr Sòlstafir in diesem Sinne überhaupt als Metalband?

Aðalbjörn: Man sollte einfach sein, wer man ist. Ich meine, wir peppen unsere Live Performance manchmal schon etwas auf, niemand mag es eine Metal Band in gelben Puma-Klamotten auf der Bühne zu sehen (oder überhaupt irgendwo) und das würden wir auch nie machen, einfach weil wir auch im realen Leben nicht so sind. Ich sehe uns als nichts anderes als eine Metalband. Aber dann sind da wieder diese "alten Regeln". Wenn du nicht dieses spielst, muss du jenes sein. Wenn ihr das so und so macht, dürft ihr euch nicht als das und das bezeichnen. Ich meine, was ist an uns nicht Metal? Ich sage, alles ist Metal bei uns. Das heißt aber nicht, dass wir nicht an manchen Stellen von Nicht-Metal Bands beeinflusst klingen dürfen.
Guðmundur: Ich denke, dieser stereotype Metal-Look wird doch echt langsam langweilig. Ich habe mir letztens Bilder von einem bestimmten Label angeschaut und da sahen echt fast 90% der Bands total gleich aus!

Auf euren Bildern hat einer von euch ein KISS T-Shirt an. Sind das Vorbilder für euch und könntet ihr euch vorstellen eure Gesichter auch mal auf Bettwäsche, Tangas und Särgen zu sehen?

Aðalbjörn: Das ist Svavar, ich denke KISS sind seine Idole aus der Kinderzeit. Ich bin erst später auf sie abgefahren. KISS haben so etwas wie Comic-Charaktere aus sich gemacht und mittlerweile denke ich, sie könnten ihr Gesicht nahezu überall draufpappen.

Können wir uns auf eine Sòlstafir-Tour freuen? Wie kann man sich den Tourprozess für eine isländische Band vorstellen. Geht ihr auf eine Fähre und schleppt dort euer ganzes Equipment mit? Bezahlt die Plattenfirma für diese ganzen Dinge?

Aðalbjörn: Nun, wir haben hier sogar Flugzeuge und Flughäfen...und wir bevorzugen auch eher das Fliegen. Wir haben bisher erst zwei Shows außerhalb gemacht, eine in Kopenhagen, eine in Helsinki. Wir müssen die Reisekosten selbst bezahlen, aber es gibt einen Reisezuschuß für Bands, den wir uns zunutze machen können. Dadurch relativieren sich die Kosten ein wenig. Wir haben als nächstes Deutschland auf dem Plan, dort wollen wir im Sommer ein paar Shows machen.

In meinem Review habe ich eure Musik eruptiv wie ein Vulkan und auch ruhig wie ein Gletscher im ewigen Eis beschrieben. Ich weiß, es klingt wie ein Klischee, aber wie hat euch die isländische Natur euch und eure Musik beeinflusst?

Guðmundur: Dieses Album wurde sicherlich mehr von der isländischen Natur beeinflusst, als irgendein Album davor. Wir nahmen den Großteil des Albums in Stokkseyri auf, das ist ein kleines Fischerdorf an der Südküste. Man braucht ungefähr eine Stunde um dort hinzufahren, dabei geht es über Lavafelder und Gebirgspässe, das ist wirklich eine fremdartige Stimmung dort. Wir fuhren immer Freitags dorthin und arbeiteten dann bis in die Nacht. Samstags ging es dann weiter. Nachts fuhren wir dann allerdings immer zurück nach Reykjavík um uns zu betrinken. Sonntags früh fuhren wir dann wieder zurück nach Stokkseyri und machten an den Aufnahmen weiter, nachdem wir uns ein paar Stunden auf Ohr gehauen hatten, dann ging es Sonntag nachts wieder nach Reykjavík. Als die Aufnahmen in einem fortgeschrittenen Stadium waren, hörten wir uns während der Autofahrten häufig Rough-Mixes der Songs an, wenn es über die Lavafelder und dunkles Gebirge ging, manchmal waren gleichzeitig verrückte Schneestürme, manchmal fuhren wir bei klarsten Winternächten, der Himmel voller Sterne und erfüllt mit Nordlichtern. Es gibt dort draußen für mehrere Meilen kein elektrisches Licht. Teilweise gab es auch heftigen Regenfall, der eine depressive Stimmung erzeugte. Also ich denke, diese ganzen Dinge sind schon in die Songs geflossen, zumindest sehe ich jetzt immer diese Bilder, wenn ich das Album höre. Aber ich muss auch sagen, dass diese Stimmung in uns selbst schon von vornherein da war, die Umstände haben sie aber sicher noch zusätzlich verstärkt.

Einige von euch tragen auf den Fotos Mjolnir, den Hammer des Thor. Island hat ja eine starke Verbindung zum Heidentum, die ersten Siedler Islands waren Kelten und Vikinger deren Traditionen miteinander verschmolzen sind. Snorri Sturlson, der uns die Edda gebracht hat, war ja auch Isländer, ohne ihn würden wir sicher wenig über den alten Glauben wissen. Wie wichtig ist euch denn die Tradition und der alte Glaube für eure Musik, eure Texte und euer Leben?

Aðalbjörn: Musikalisch eigentlich nicht, was die Texte anbelangt ein wenig und was das Leben selbst betrifft, so hat es schon eine Bedeutung für mich. Aber diese Sache behalte ich lieber für mich. Aber ja, Snorris Texte haben schon einen großen historischen Wert, wenn man so will, aber er war ja Christ und insofern ist es fraglich, ob das nicht sein Schreiben beeinflusste.

Was ist denn der Wert des alten Glaubens für unsere moderne Gesellschaft? Macht es überhaupt noch Sinn sich mit den alten Schriften auseinander zu setzen?

Aðalbjörn: Wenn man sich dafür interessiert, macht es immer Sinn, sich damit auseinander zu setzen. Ich denke das ist Nr. 1, 2 und 3.
Guðmundur: Ich finde es wichtig zu verstehen, dass Ásatrú schon sehr lange besteht, mindestens ein Jahrtausend lang. Und viele der alten Lehren lassen sich heutzutage immer noch auf die menschliche Natur anwenden. Ich glaube zwar nicht an die Gottheiten als solches, aber ich sehe sie als Metapher für Dinge des alltäglichen Lebens. Ásatrú ist in erster Linie eine naturbasierte Religion und ich denke, die Natur mit Respekt zu behandeln, hatte noch nie größere Bedeutung als heute, wo wir dabei sind, die Erde in einen großen Ball aus Beton zu verwandeln. Obwohl ich das jetzt so sage, gehöre ich aber nicht zu den "Tree-Huggern" (in Deutschland wohl "Öko-Fritzen" ? der Verf.)!

Ásatrú ist ja auch eine staatlich anerkannte Religion in Island, man kann sie also in den Pass eintragen, Lebensgemeinschaften unter dieser Religion schließen, etc. Viele eurer Mitbürger scheinen ein großes Interesse an Ásatrú zu haben. Warum denkt ihr, hat der Glaube in Island so lange überlebt? In Deutschland bspw. weiß der Großteil der Bevölkerung gar nichts von ihren Wurzeln und interessiert sich auch nicht dafür. Die einzigen die sich darauf berufen, sind Neo-Nazis, die Symbole dieses Glaubens für ihre Zwecke missbrauchen.

Guðmundur: Als den Isländern das Christentum im Jahr 1000 aufgezwungen wurde, erließ das Parlament Gesetze, die es den Menschen erlaubten, weiter dem heidnischen Glauben zu huldigen, allerdings nur heimlich in ihren eigenen vier Wänden. In den Jahrhunderten danach verschmolzen Christentum und Heidentum zu einer einzigartigen Folklore, die immer sehr lebendig war, zumindest bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts. Aber die Traditionen leben weiter, insbesondere durch die ältere Generation. Ich denke es ist wirklich sehr traurig, dass viele ignorante Nazis den guten Namen von Ásatrú ruinieren. Sie sind geleitet von Dummheit, denn das was sie tun, hat nichts mit Ásatrú zu tun.

Aus deutscher Sicht seid ihr in Island mit einer beneidenswerten Einsamkeit und einer unberührten Natur gesegnet. 2,9 Einwohner teilen sich einen Quadratkilometer, wo wir in Deutschland auf derselben Fläche mit 231 Menschen klarkommen müssen. Wie stellt man sich denn das Leben eines Metalheads auf Island vor? Woher bekommt ihr überhaupt die nötige Aggression für diese Musik?

Guðmundur: Island ist gewiss eine riesige Insel, aber fast 90% davon sind unbewohnbar. Trotzdem sind wir immer noch weit davon entfernt, Platzprobleme zu bekommen. Doch der Verkehr in Reykjavík kann manchmal schon frustrierend sein und manchmal möchte ich dann einfach aus dieser Stadt raus. Glücklicherweise ist es nicht sehr schwer, man braucht nur 15 Minuten um in völliger Wildnis zu sein. Fuck! Ich würde es mental nie in einer wirklich großen Stadt aushalten, Ich würde total bekloppt werden! Aber vielleicht ist das ja auch ein Grund, warum "Masterpiece Of Bitterness" gar nicht so aggressiv ist?

Religiöse Fanatiker, Krieg, Enthauptungen, Angst vor Terroranschlägen, diese Scheiße ist ständig in den Medien. Wie weit weg scheinen diese Dinge für euch in Island? Fühlt ihr euch auf eine Weise unbeteiligt an diesen Dingen, oder fühlt ihr auch eine gewisse Angst?

Guðmundur: Manchmal scheint das doch sehr weit weg zu sein, zumindest für mich. Aber ich glaube, seitdem Staaten wie Dänemark zum Ziel einiger verärgerter Muslime geworden ist, kommt das Ganze näher an uns ran. Aber ich mache mir da keinen Kopf drum.

Lasst und noch über etwas leichteres sprechen. Ich denke mal Alkohol ist in Island recht teuer, wie z.B. auch in Norwegen. Wie ist es denn für euch auf Tour zu gehen, zum Beispiel Deutschland muss für euch ja ein Paradies sein, wo man relativ billig Schnaps und Bier saufen kann? Wie löst ihr das Problem zu Hause, braut ihr selbst?

Aðalbjörn: Alkohol ist überall billiger als hier, das ist sicher. Aber das hält dich nicht wirklich ab, das Zeug zu kaufen und zu trinken. Für uns ist das so, stell dir vor, du gehst in eine Kneipe und alles was du säufst, ist umsonst. So ist das für uns meistens, wenn wir im Ausland sind. Als wir jung waren haben wir eine Menge Moonshine (ein selbstgebrautes, ziemlich heftiges Zeug ? der Verf.) getrunken, heute allerdings nicht mehr. Wir kaufen nur noch erstklassiges Zeug und bezahlen die Rechnungen mit dem Rest Moonshine, den wir noch haben.

Sagt mal, würdet ihr sagen, das Spielen der elektrischen Gitarre ist ein modernes Äquivalent zum Schwertkampf, oder wie?

Guðmundur: (lacht) Vielleicht, aber dann... vielleicht, aber höchstwahrscheinlich nicht. (Alles klar ? der Verf.)

Erzählt uns doch mal was ihr so im Privatleben treibt, für was interessiert ihr euch so?

Guðmundur: Nun, wir interessieren uns für die Dinge, für die sich alle gesunden, jungen Männer interessieren: Metal, Schnaps und Frauen. Ich denke wir sind einfach ziemlich gewöhnliche Burschen. Aðalbjörn und Svavar arbeiten ganz normal, Svavar macht ein paar Bauarbeiten und Aðalbjörn arbeitet bei dem größten Video/DVD Vertrieb in Island. Ich selbst gehe zur Schule und werde dann Photographie studieren, was mich schon eine ganze Weile sehr interessiert. Sæþór ist der Exzentriker bei uns. Viele Leute wissen das nicht, er wird von der isländischen Regierung bezahlt. Er ist Testobjekt beim isländischen Institut für paranormale Forschung. Sein IQ ist so unglaublich hoch, dass es schwer für den Rest der Band ist, normale Konversationen mit ihm zu führen. Er kann übrigens auch Gedankenlesen, Dinge mit Gedankenkraft bewegen und außerdem Telefonanrufe machen ohne ein Telefon zu benutzen!

Was sind eure Lieblingsfilme und warum?

Aðalbjörn: "Für eine Handvoll Dollar" und "Zwei glorreiche Halunken". Warum? Clint Eastwood, Sergio Leone und Ennio Morricone, was kann man sich denn noch mehr wünschen?
Guðmundur: "2001: Odyssee im Weltall". Nicht nur hat der Film den schaurigsten Soundtrack aller Zeiten, er behandelt außerdem kontroverse Fragen über moderne Technologien und Gott als Erschaffer des Lebens. Und dann ist da noch das Psychedelische an dem Film.

Computerspiele? Mögt ihr die?

Aðalbjörn: Ich spiele keine. Als Kind hatte ich mal einen Nintendo, den ultimativen Kult-Rechner. Ich kann mich an kein spezielles Spiel erinnern... ich sag einfach mal Mario Bros. 1.
Guðmundur: Spiele ich nicht und hab ich auch noch nie.

Wenn ihr Pizza bestellt, was muss da unbedingt drauf sein?

(jetzt wollten die Jungs mich offensichtlich für meine Angeberei mit dem Kaest Skata bestrafen, ich habe die Übersetzungen so gut es geht zusammen gegoogelt ;-) Würde mich allerdings nicht wundern, wenn die da wirklich so was essen - Der Verf.)

Aðalbjörn: Pepperoni und Svið (ein halber (geschorener) Schafskopf, der durchgekocht und nicht ausgenommen(!) mit Augen auf den Tisch kommt - der Verf.) Was außerdem cool ist, ist Sláturpizza (Slátur ist Schafswurst ? der Verf.)
Guðmundur: Das ist sonnenklar. Bei mir muss drauf: Hrútspunga, Hákarl, Harðfiskur und Sviðasultuskyr. ( Der Reihe nach: in Molke gesäuerte Widderhoden; fermentierter, ein paar Monate vergrabener Haifisch; Stockfisch und das letzte ist unübersetzbar, hehe ? der Verf.) Dazu trinke ich eine Menge Lýsi (das ist Fischlebertran, na dann: Prost-Mahlzeit! - der Verf.) !

Dann danke ich euch sehr für eure Zeit und vor allem für eure wunderbare Musik. Hoffe, man sieht sich auf Tour!

Aðalbjörn: Ich habe dieses Gedicht für dich geschrieben, Sascha:
"Oh Germany, oh germany ? the land of rock in roll,
Soon we will enter your glory Metal hall !?
Guðmundur: Danke Sascha, für die Unterstützung, darüber freuen wir uns sehr.


Vorbereitung, Durchführung und Bearbeitung: Sascha



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