Wir schreiben Mitte Oktober 2003. Im regnerisch-kalten Hamburg bereiten sich NUCLEAR ASSAULT auf ihre Show in der zur Metallocation schlechthin mutierten Markthalle vor. In 2000 Leute fassenden Hallen zu spielen, die nur mit 200 Leuten gef�llt sind und das in einem 6er Pack, darunter AGENT STEEL und EXODUS als Headliner ist wahrlich keine wirklich angenehme Aufgabe. Trotzdem wirkt Lilker zufrieden und ausgeglichen und beantwortet meine aus dem �rmel gezauberten Fragen des folgenden Spontaninterviews voller Konzentration und Offenheit. Lilker ist f�r viele Bassisten, die mit Metal aufgewachsen sind, ein Vorbild. Ein richtungsweisender Bassmann mit langer Liste der Ex-Bands. Anthrax im Anfangsstadium profitierte von seinen Bassl�ufen, f�r S.O.D. rockte er europ�ische Festivalb�hnen und lie� sich von Billy Milano nicht einsch�chtern, nicht zu vergessen BRUTAL TRUTH, seine Punk-Hardcore Formation, f�r die er bis vor kurzem noch die 4 Saiten bediente. Machen wir uns da mal nichts vor. Als er mir 1999 im niederl�ndischen Eindhoven auf dem DYNAMO OPEN AIR �99 mit einem freundlichen Handsch�tteln begegnete, h�tte ich nicht im Traum daran gedacht, ihn 2003 als Bassist von NUCLEAR ASSAULT wiederzutreffen. NUCLEAR ASSAULT wirken in Hamburg frisch und agressiv wie lange nicht mehr. Als Lilker bei "Hang the pope" den weissen Strick hervorholt erlebe ich alte Metal-Tage, die just in diesem Moment meinen Kopf mit Erinnerungen f�llen, neu. Lilker als Renaissanceobjekt einer l�ngst hochkommerzialisierten, belanglos-�berfl�ssigen Musikrichtung? Lilker is back, NUCLEAR ASSAULT is back - Metal rules.

Dan, wenn ich an deinen Namen denke, werden in meinem Kopf die Erinnerungen an alte Zeiten wach. Die Anfangszeit von ANTHRAX , NUCLEAR ASSAULT oder S.O.D.
Was ist mit Dan Lilker heutzutage los?

Dan: Jetzt? In den letzten f�nf Jahren? Hmm, Brutal Truth trennten sich, wir nahmen eine weitere S.O.D. Scheibe auf und spielten ein paar Shows, dann h�rten wir damit auf. Ich habe geheiratet und jetzt bin ich bei NUCLEAR ASSAULT wieder eingestiegen. Das ist ein kleiner R�ckblick meiner letzten f�nf Lebensjahre.

Ist es mit NUCLEAR ASSAULT f�r dich, wie ein Wiedereinstieg in eine bereits verlassene Familie?

Dan: Ja, genau. Es ist wie ein Zur�ckkommen, zur�ck zu alten Freunden, wieder mit ihnen abzuh�ngen und Zeit zu verbringen, und die Zeit noch einmal zu erleben. Es macht mir Spa� und ich habe eine gute Zeit mit den Jungs.

Warum hast du damals eigentlich NUCLEAR ASSAULT verlassen?

Dan: Zu diesem Zeitpunkt war ich nicht mehr wirklich an diesem Stil von Musik interessiert, geschweige denn konnte ich mich daf�r begeistern. Ich bin jemand, der Musik macht, weil ich sie geniesse. Zu diesem Zeitpunkt aber, in den fr�hen 90ern, langweilte mich diese spezielle Musikrichtung, und ich wollte Grindcore machen. Also gr�ndete ich BRUTAL TRUTH mit denen ich ziemlich bekannt wurde und es wurde schwierig f�r mich in zwei Bands zu spielen. Also musste ich eine Entscheidung treffen und ich verlie� NUCLEAR ASSAULT 1992.

Du spieltest eine nicht unbedeutende Rolle in den Anfangstagen von ANTHRAX. Hast du noch Kontakt zu Charlie Benante, Scott Ian oder anderen Mitmusikern aus dieser Zeit?

Dan: Nur ab und zu, nicht oft oder regelm��ig, vielleicht einmal im halben Jahr. Es gibt halt auch keine Pl�ne mehr f�r S.O.D., wo ich mit Charlie und Scott ja noch auf der B�hne stand oder im Studio aufnahm. Das ist beendet.

Hattest du Probleme mit Billy Milano bei S.O.D., dem Shouter, ist er eine komplizierte Pers�nlichkeit?

Dan: Nein, er ist eine angenehmer Zeitgenosse. Er hat den Ruf verr�ckt zu sein, aber das sehe ich anders. Er hat seine Stimmungslagen, wo er vielleicht lauter ist als andere, aber hinter dieser Fassade ist er eine wirklich nette Person. Das glaubst du vielleicht nicht, wenn Du ihn nur siehst oder ein Interview mit ihm liest. Er ist freundlich und hat ein Herz aus Gold.

Das letzte Mal live habe ich dich 1999 auf dem Eindhovener Dynamo Festival auf der Mainstage mit S.O.D. gesehen. Am Tage als METALLICA Headliner des Tages waren.
Es machte den Eindruck als w�rdest du im Grunde genommen beim Bass spielen nichts anderes machen als ein Hobby auszu�ben. Ihr habt euch als S.O.D. nie besonders ernst genommen. Erinnerst du dich an diese Zeit mit S.O.D. als eine wichtige Zeit deines Lebens oder war es nicht mehr als ein immer wieder live neu improvisierter Witz?

Dan: Nein, nein, es war wirklich viel Spa�. Als wir "Bigger than the Devil" aufnahmen spielten wir eine Menge an Shows, so zum Beispiel eine gro�e U.S.-Tour, viele Shows in Europa und die gro�en Festivalb�hnen wurden von uns bespielt. S.O.D. ist eine sehr witzige Band, daher konnten wir auf der B�hne auch nur lustig aussehen. Wenn du es ernst nimmst kann die Pr�sentation einer solchen Band nur l�cherlich wirken. Das gleiche gilt auch f�r NUCLEAR ASSAULT. Wir denken nicht die ganze Zeit daran, dem Metal-Image hinterherzulaufen. Wenn du Metal machst, dann musst du so oder so aussehen. Schwachsinn!
Wir werden �lter und uns ist dieser "Metal machen heisst b�se aussehen"-Schei� total egal.
Wir haben Spa� am Musik machen und der steht auch im Vordergrund. Unsere Pers�nlichkeiten kommen auf der B�hne raus. Zu der Zeit bei S.O.D. damals l�sst sich eben auch sagen, dass dort der Spa� im Vordergrund stand und nichts anderes.

Hast du die Entwicklung bei ANTHRAX weiter mitverfolgt nachdem du ausgestiegen bist?

Dan: Ja, klar. Ich war ja noch in der gleichen Szene. Letzten Endes bin ich auch nicht ausgestiegen, sondern wurde rausgeschmissen. Der alte S�nger mochte mich nicht, also hatte ich keine Wahl. Aber ich gab nicht auf, sondern gr�ndete NUCLEAR ASSAULT.
Ich tat genau das, was ich tun wollte und hatte Spa� in meinem Leben.

Was k�nnen wir von NUCLEAR ASSAULT CD-technisch heute noch erwarten?

Dan: Es gibt ein neues Live Album. Was ein neues Studioalbum betrifft, dieses ist bereits zum gro�en Teil aufgenommen. Es fehlen noch ein paar Overdubs mit den Gitarrensoli und dem Gesang, dann muss es nat�rlich noch gemixt werden. Ich hoffe, es kommt im Fr�hjahr n�chsten Jahres heraus und steht dann in den Plattenl�den. Dann k�nnen wir unsere Festivalshows damit supporten. Wir haben bereits mehrere Titel�berlegungen, doch wenn der eigentliche Name feststeht, werdet ihr es rechtzeitig erfahren. 12 oder 13 Songs wird das Album umfassen.

Deine 5 Lieblingsalben?

Dan: Tja, �hhm, BLACK SABBATH - "Paranoid",
PINK FLOYD - "Dark Side of the moon",
NAPALM DEATH - "Scum",
DARKTHRONE - "A blaze in the northern Sky" und
SLAYER - "Reign in blood"

Die ber�hmten letzten Worte!

Dan: Ich m�chte mich pers�nlich bei allen bedanken, die NUCLEAR ASSAULT unterst�tzt haben und es jetzt wieder tun. Die Tatsache, dass wir nach unserer Wiederkehr soviel Unterst�tzung und Enthusiasmus erfahren haben, hat uns realisieren lassen, dass es den Leuten nicht egal ist, ob es uns gibt. Ein wirklich dickes Dankesch�n an alle, die Metal unterst�tzen. Ohne sie w�re es nicht m�glich dieses Gespr�ch zu f�hren. Ich werde mich zu jeder Zeit daran erinnern. Ich werde das den Fans nie vergessen und immer hoch anrechnen.

Vielen Dank f�r dieses Gespr�ch, alles Gute f�r deine Ehe und das Vorrankommen mit NUCLEAR ASSAULT.